Heute war wieder einmal ein guter Tag. Aus keinem besonderen Grund, aber nichtsdestotrotz ein guter Tag.
Ich habe lange geschlafen und dann spontan entschieden, dass ich noch einige Notwendigkeiten für’s Wochenende einkaufen sollte. Ich gebrauche den Begriff Notwendigkeiten im weitesten Sinne.
Seit ein paar Tagen, seitdem Sebastian Koch GQ Mann des Jahres geworden ist, versuche ich mir diese eine Ausgabe des ansonsten an meinen Interessen weit vorbeigehenden Hochglanzmagazins zu kaufen. Aus den Fotos mache ich mir eine Tapete für mein Schlafzimmer. Sebastian Koch steht ganz oben auf meiner Liste der Leute, mit denen ich ungestraft eine Affäre haben darf.
In meiner Lieblingsbuchhandlung war keine GQ zu haben, wahrscheinlich wurde die ganze Liefermenge von den Yuppies dieser Stadt aufgekauft. Oder von Frauen, die dasselbe wollten wie ich. Stattdessen habe ich ein Buch gekauft, dass Gödel, Escher und Bach schon im Titel vereint. Es gibt einige, die behaupten würden, dass das ein mehr als vernünftiger Tausch war.
Weiter zum Supermarkt. Meine übliche Einkaufsmethode des punktuellen Zugreifens lässt einiges zu wünschen übrig, deshalb wendete ich diesmal die aus Urzeiten überlieferte Methode des Auf-und Ablaufens in den Gängen an. Siehe da, alles, was ich haben wollte, landete früher oder später im Körbchen. Es dauerte nur ewig, Zeit, die ich lieber auf gemütliches Herumlungern verwendet hätte. Im Supermarkt gab’s dann auch die GQ, wahrscheinlich haben die Yuppies einen Lieferservice, der ihnen ihr Evian und die Treibhauserdbeeren aus Peru auf die Türschwelle stellt.
Wieder zu hause wurden die üblichen Stationen meines Tagesablaufes durchlaufen. 30 min Ausdauertraining auf meinem Crosstrainer, Wäsche waschen, Pfannkuchen backen (na gut, die gibt es nicht immer), aufräumen, Altpapier bündeln. Auf in’s Samstagnachmittag-Café.
Ich genieße meine Samstagnachmittage in einem kleinen Café mit Blick auf den Stadtpark und 30 verschiedenen Kakaosorten. Ich lese meinen Economist, eine Publikation, die mich mit allem versorgt, was ich an Nachrichten und Analysen aus dem Weltgeschehen brauche. Eventuell schreib ich mal mehr über den Economist, aber nicht jetzt.
Danach ging es an die Zubereitung des Abendessens. Lachs und caramelisierter Brokkoli auf Capellininestern. Noch ordentlich Knoblauch und Käse zu den Nudeln und fertig. Jetzt trinke ich Wein und schaue den Tatort, der zwar von der Story her spannend ist, aber schreckliche Vergewaltigungsszenen zeigt, die für die Handlung nicht wirklich entscheidend sind. Hier hätte sich die künstlerische Freiheit ein wenig zurückhalten können.
Natürlich ist dieser gute Tag ein bisschen von der Kenntnis beeinflusst, dass morgen ein entspannter Arbeitstag werden wird. Seit Donnerstag ist alles für die Präsentation vorbereitet, alle Handouts gedruckt, Kaffee und Kekse bestellt, der Vortrag einige Male an Kollegen geübt.
Alrighty, zurück zu meinem Wein.