Dass ich einen seltsamen Humor habe, merke ich gerade wieder mal daran, dass ich schon seit Stunden in den heise foren die Empörung zur gestern erschienenen c't Ausgabe mitverfolge und mich köstlich dabei amüsiere.

Meine Muse und ich, wir haben uns in letzter Zeit nicht wirklich gut verstanden. Die Ereignisse, zu denen sie mir spritzige Dialoge in die Feder diktierte, wollte ich aus persönlichen und mir sehr nahe gehenden Gründen lieber unerwähnt lassen. Zu den Themen, zu denen ich gerne etwas niedergeschrieben hätte, fehlte die Inspiration, die mir nun aus der Schmollecke verweigert wurde.

Deshalb ist der Monat Mai der photographischen Dokumentation meines Lebens gewidmet.

Drei Stunden die Dreckkrusten der letzten Jahre entfernt, zwei Stunden poliert. Meine Befürchtung, ohne die zusammenhaltende Schmutzschicht würde sich das Auto in Einzelteile zerlegen, hat sich nicht bewahrheitet. Vielleicht mach ich das jetzt öfter. Er hat's verdient.

Da war ich also, in Zürich.



Dies ist die Baustelle vor meinem Hotel.



Es war wunderbar warm, die Zürcher tummelten sich im See.



Und ich mußte arbeiten.

Arbeiten unter erschwerten Bedingungen: 29°c und Insomnia.
Ich hatte mir ein Hotel mitten im Niederdorf gesucht, wenn ich schon alleine in eine fremde Stadt geschickt werde, dann wollte ich wenigstens eine große Auswahl an Abendvergnügen haben und nicht irgendwo auf dem platten Land hocken. Die Zürcher an sich sind sehr feierfreudig, und nachts um halb zwei erkannte ich auch, warum das Management Ohrenstöpsel auf meinem Nachttisch bereit gelegt hatte. Dass mein Zimmer direkt über einem Lounge Club lag, ließ sich vorher nicht abschätzen. Nun gut, dachte ich mir, wenn ich eh nicht schlafen kann, dann geh ich halt mitloungen, war Drum'n'Bass Party, genau meine Musik. Nur war die Party nicht meine Party, das Publikum nicht mein Publikum. Alles Jungs. Sehr körperbetont gekleidet. Mit Leder. Eyecandy galore.

Heute ist die Trauerfeier. Ich hatte meinem Vater zugesagt, ihn damit nicht alleine zu lassen. Das bedeutet 1200 km in 18 Stunden, mit Gottesdienst, Familienfeierlichkeiten und erstaunlicherweise freudigem Wiedersehen. Was haben wir Geschichten erzählt und gelacht. Wenn nicht ein schlichter Sarg in unserer Mitte gestanden hätte, es wäre ein schöner Tag gewesen.

Ich habe mit meinem Vater an diesem Tag mehr geredet als in den letzten zehn Jahren zusammen. Nichts wichtiges natürlich. Es gab keine kathartische Aufarbeitung der Vergangenheit. Ich habe allerdings einiges Neues gelernt, zB warum mein Vater keine längeren Strecken mehr fährt. Er ist einfach der schlechteste Autofahrer der Welt.