mein wunderbarer waschsalon
Ich bin mit Leib und Seele Uptown Girl und verlasse nur äußerst ungern meine angestammte Umgebung. Nun begab es sich aber, dass meine Waschmaschine ihren Geist aufgab. Da mir meine Firma das Geld nicht in der Menge hinterschmeißt, wie ich es gerne hätte, ist ein vollständiges außer-Haus-Geben dieser Hausfrauentätigkeit leider nicht möglich. Im näheren Umfeld scheint jeder einen komplett ausgestatteten 24/7 Roomservice zu haben, jedenfalls gibt es kilometerweit keine Hilfe zur Selbsthilfe in dieser Angelegenheit.
Folglich ist der von mir frequentierte Waschsalon Downtown.
Ein Ausflug in diese Gegend ist immer wieder ein Erlebnis. Schon kurz nachdem ich die gläserne Grenze zwischen den Stadtteilen überquert habe, ändern sich die Verhaltensweisen der jeweiligen Bewohner. Der prozentuale Anteil von Verkehrsteilnehmern südländischen Typs steigt sprunghaft an. Ich werde gnadenlos von der Straße gehupt. Parkplätze sind Mangelware. Bei der eh schon verschrammelten Karre neben mir ist auf der Fahrerseite das hintere Fenster eingeschlagen. Kann ich meinen geliebten Wagen hier alleine lassen, dem Vandalismus ausgeliefert?
Ich muß. Um es gleich vorweg zu nehmen: meinem Auto ist nichts passiert. Ich dagegen gerate in eine Auseinandersetzung mit einem Altachtundsechziger, dem ich zu nahe an seinem von einer Süddeutschen als besetzt gekennzeichneten Platz sitze. Eindeutiger Fall von gescheiterten Idealen, was sich in beginnender Misanthropie niederschlägt.
Knappe drei Stunden, mehrere Latte Macchiato, ein Stück trockenen Rosinenstollen und vier Kapitel meines Buches später habe ich wieder frische Wäsche und kann diesen Ort verlasssen.
Meine Wohnung empfängt mich mit wohltuender Stille und Abwesenheit aller Idioten dieser Welt.
Darauf einen Veuve.